Träume müssen in die Welt

Träume müssen in die Welt

Ein luftiger Palazzo mit Seeblick. Foto: ec

Im vergangenen Jahr habe ich mein „Traumschiff“ entdeckt. An der Rummelsburger Bucht lag ein Floß – aus alten Dielen, darauf eine Art Laube. Die Wände waren zusammengefügt aus Altbaufenstern, teils mit bunten Scheiben und himmelblauen Brettern. Wer hat sich diesen Ort auf dem Wasser gebaut? Wind- und regengeschützt, lichtdurchflutet, mit Blick in die Weite?

Aus ein paar wiederverwerteten Bauteilen ist ein kleines improvisiertes Paradies entstanden. Ein Freiraum zum Luft-Schöpfen und Kräfte-Tanken. Ich vermutete, dass das Floß den Bestimmungen der Wassernutzung oder der Erschließung für noble Hausboote bald weichen muss.

Im Netz erfahre ich: Die Piraten-Boote aus Recykling-Material hatten junge Leute gebaut, die sich für „schwimmende Freiräume“ auf der Spree einsetzen. Sie veranstalteten Konzerte, Lesungen, „Floßkino“ oder Umweltbildung auf den Booten. Vor kurzem ist das Fensterfloß, zusammen mit einigen weiteren Booten abgebrannt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Schade! Aber bestimmt entstehen andernorts schon neue spannende Projekte. Noch gibt es dafür Platz in Berlin.

Wir brauchen solche Orte wie das Floß, die offene Werkstatt, das alte Zirkuszelt, das gemeinnützige Atelier voller Farbtöpfe, die ausgemusterten Bauwagen, die Reparaturcafés, die Salatkisten auf dem Tempelhofer Feld. Wir brauchen diese frei machenden Räume, die dem Unfertigen gewidmet sind, dem Spiel, der Improvisation, der Selbstverwirklichung in Selbstvergessenheit, der Nachhaltigkeit, dem Miteinander.

Wir brauchen eine Arche Noah für unsere Träume!