Das Wesen ist friedfertig
Die tiefsten Wunden fügen sich Menschen im Kampf um die Religionen zu. Wer aus seinem Glauben einen Herrschaftsanspruch herleitet, wer über Leben und Tod bestimmen möchte, hat den Kern seiner Religion falsch verstanden, ihre Spiritualität missbraucht. Es bestand und besteht immer wieder die Gefahr, dass in einer Religionsgemeinschaft, diejenigen an Einfluss gewinnen, die das Wesen der Religiosität nicht verstehen.
Vor der Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft steht die Religiosität des Einzelnen. Die Bindung an Gott. Wer sich auf die Suche nach dieser Bindung macht, gewinnt eine andere Power.
Das Wesen des Christentums ist friedfertig. Es verlangt Gerechtigkeit, Zuwendung, den barmherzigen Umgang mit Leidenden, Spiritualität! Kaum jemand in der westlichen Welt möchte sich heute einfach den Regeln einer Religion unterordnen. Viele wollen aber die Präsenz Gottes im eigenen Leben spüren, sie suchen Stille, Klarheit, Tiefe, Verbundenheit. Nicht Fahnen und Spruchbänder, sondern religiöse Erfahrungen sind gefragt. Den Frieden zuerst im eigenen Herzen suchen! Wer religiös ist, kann nicht zugleich gewalttätig sein.
Jetzt hat der Papst ein „Jahr der Barmherzigkeit“ ausgerufen. Es beginnt heute und endet im November des kommenden Jahres. Franziskus erinnert seine eigene Kirche und die ganze katholische Welt daran, dass Barmherzigkeit wichtiger ist, als Rechthaberei. Es ist ein Friedensangebot: Frieden gegenüber dem Nächsten und Frieden im eigenen Herzen. Das geht mit Fragen wie: Was hemmt mich? Was motiviert mich? Wie kann ich gerechter werden, mir und anderen gegenüber? Was kann ich gut? Wo will ich mich einbringen?
Ich wünsche Ihnen die Erfahrung, dass Sie etwas bewirken können! Mit Barmherzigkeit und Friedfertigkeit!
Und Papst Franziskus wünscht uns für das heilige Jahr, „dass wir die Zärtlichkeit Gottes mit Händen greifen können“!